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26.08.21 –
Aufgrund des großen öffentlichen Interesses, fand der Ausschuss in der Turnhalle des Gymnasiums statt. Ca. 40 Bürgerinnen und Bürger kamen, um Informationen zum Hochwasser zu bekommen.
Herr Herrmann schilderte zunächst die Abläufe in der Krisennacht. Bereits um 14 Uhr am 14.7. traf sich die Verwaltungsspitze erstmals und hielt den Krisenstab danach über das folgende Wochenende hinaus aufrecht. Explizite Warnungen von höherer Stelle hatte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben.
Zur Krisenbewältigung kam erschwerend hinzu, dass die Verwaltung selber betroffen war, d.h. die komplette IT- und Kommunikationsinfrastruktur war in Mitleidenschaft gezogen, die Verwaltungsräume nicht nutzbar. Der Schaden ist so groß, dass die Verwaltung wohl erst im Laufe des nächsten Jahres wieder uneingeschränkt einsatzfähig ist.
Der Krisenstab wurde daher in der alten Feuerwache Forsbach installiert, im Haus Stade wurde eine Hotline mit vier Anschlüssen eingerichtet die täglich von 8 bis 18 Uhr ihren Dienst tat.
Die Einzelheiten der Krisennacht wurden in einem „Krisentagebuch“ protokolliert.
Das Krisentagebuch und die in der Krise gemachten Erfahrungen werden noch aufgearbeitet. Ziel ist es, die Krisenpläne zu optimieren, die Aktionen zu hinterfragen und die Abstimmung zwischen den verschiedenen Beteiligten auf allen Ebenen auch auf ein solches Ereignis hin anzupassen.
Dazu zählt sicher insbesondere die deutliche Optimierung des Frühwarnsystems. Hier ist die Kommune aber das letzte Glied in der Kette, viele weitere Einrichtungen sind dort ebenfalls gefordert.
Eine erste grobe Abschätzung der Schäden vom Anfang August hat eine Summe von mehr als 12 Mio Euro ergeben. Die wahre Summe wird vermutlich höher liegen. Privatschäden sind dabei nicht einmal berücksichtigt. Betroffen ist u.a. das Straßennetz, das Rathaus und diverse Kindergärten. Für letztere soll eine Containerlösung auf dem Gelände von Haus Hack eine erste Abhilfe schaffen.
Als Sofortmaßnahmen, um Folgeschäden zu vermeiden, wurde sowohl das Gewerbegebiet Scharrenbroich besichtigt, als auch die Verkehrsinfrastruktur, insbesondere die Brücken kontrolliert.
Innerhalb eines Tages nach Freigabe der Soforthilfen durch das Land wurden in Rösrath 2000 Anträge verteilt. Inzwischen sind 924 Anträge aus dem privaten und 140 aus dem gewerblichen Bereich bearbeitet. Knapp 3 Mio € wurden bereits ausgeschüttet.
Die große Hilfsbereitschaft in Rösrath setzte sich in der Spendenbereitschaft fort. Durch Spendenbeiträge von 5 bis 15.000 € kam mittlerweile eine Summe von ca. 220.000 € zusammen. Die Vergabe der Spenden erfolgt nach Kriterien, die von einer unabhängigen Kommission erarbeitet wurden.
Für die Politik bedeutet diese Katastrophe, dass bestimmte Entscheidungen neu bewertet bzw. priorisiert werden müssen und zukünftige Entscheidungen den Klimawandel und seine Folgen deutlich im Blick haben.
Den Anfang machte die 35. Änderung des Flächennutzungsplans, mit der der Sülzbogen nicht mehr als Bauland geführt wird. Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung einstimmig, diese Änderung auf den Weg zu bringen.
Der Siedlungsdruck in Richtung Rösrath ist allerdings enorm. Einerseits wollen wir die Außenbereiche nicht antasten, denn sie dienen der Erholung und mildern die Auswirkungen von Extremwetterereignissen. Andererseits ist auch eine Innenverdichtung problematisch. Auch dort ist die Flächenversiegelung bei Starkregen, aber auch Hitzewellen kontraproduktiv. Hier sind also intelligente Konzepte gefragt.
Auf Kreisebene wird im Zukunftsausschuss am 30.08. das neue Klimaanpassungskonzept vorgestellt, das insbesondere auf Starkregengefährdung im RBK eingeht. Auch Rösrath ist hier mit den Stadtwerken bei der Erarbeitung beteiligt.
Mittelfristig bedeutet die Katastrophe eine Überarbeitung der Hochwasserrisiko- und Hochwassergefahrenkarten sowie des gesamten Hochwasserrisikomanagements.
Im Anschluss fand ein reger Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Politik und Verwaltung statt. Erwartungsgemäß konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Fragen beantwortet werden. Immerhin wurde noch geklärt, dass die Ergebnisse der Bodenproben bisher keinen Anlass zu Sorge geben.
Woher genau kam das Wasser? Wie war der Verlauf der Pegelstände? Wie hoch war der Maximalpegel überhaupt? Wieviele Menschen sind obdachlos geworden? Wer hat warum entschieden, auf die Alarmierung durch Sirenen zu verzichten (Die Stadt hatte in der Krisennacht zweimal bei der Leitstelle des Kreises darum gebeten.)?
Diese Fragen und mehr konnte die Verwaltung derzeit nur mitnehmen, um sie zu einem späteren Termin zu beantworten.
Thomas Prinz, Prokurist bei Remshagen bildete den Schluss der Aussprache. Remshagen war im Verlauf des Abends mehrfach Thema, wenn es um Verschmutzung des Hochwassers ging. Herr Prinz schilderte sehr eindrücklich die Sachlage aus Sicht des Unternehmens.
Das Unternehmen hat selber großen Schaden erlitten. 80% der Fahrzeuge standen im Wasser und haben, wie viele Privatfahrzeuge auch, dabei Öl / Benzin abgegeben. Darüber hinaus hat das Unternehmen keine wesentlichen Verschmutzungen verursacht. Sachverständige waren in dem Zusammenhang bereits vor Ort.
Derzeit versucht Remshagen wieder auf die Beine zu kommen und so die 45 Mitarbeitenden weiter beschäftigen zu können.
Sprachlos machte dann seine Schilderung, wie teilweise mit der Familie Remshagen umgegangen wird. Sie ist Beschimpfungen, Verdächtigungen und Unterstellungen ausgesetzt.
Sowohl Politik als Bürgerinnen und Bürger haben mit ihrer Reaktion auf diese Worte deutlich gezeigt, dass eine solche Hexenjagd inakzeptabel ist.
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